#ALLTAGSCHRIST

Der Heilige Geist #begeistert

Pfingsten kam der Heilige Geist zu allen Gläubigen. Trotzdem ist er für manche noch immer ein wenig speziell, auch 2000 Jahre nach dem Fest. Gott Vater und Gott Sohn sind in unseren Gemeinden gut bekannt. Was meinen wir aber, wenn wir vom Heiligen Geist sprechen? In unserem vergangenen Abend vom #alltagschristFSK18 haben wir uns damit beschäftigt.

Am Anfang geht es im Biografie.

Bevor wir uns mit dem Heiligen Geist beschäftigen, ist ein Blick auf unser eigenes Leben wichtig. Theologie ist immer auch Biografie. Wir wurden von unseren Gemeinden, unseren Kindergottesdiensttanten und Jugendleitern geprägt. Je nachdem, welchen Stellenwert der Heilige Geist in unserer „Heimat“-Gemeinde hatte, werden wir schon ein gewisses Bild von ihm haben.

So lohnt es sich ganz am Anfang still zu werden und über folgende Fragen intensiv nachzudenken:

  • Was habe ich in den vergangenen Wochen mit dem Heiligen Geist erlebt?
  • Wie spüre / empfinde ich das Wirken des Heiligen Geistes?
  • Wann habe ich den Heiligen Geist das erste Mal wahrgenommen?

Gibt es denn Geister?

Die Vorstellung von einem Geist ist in unserer „eigentlich“ aufgeklärten Zeit nicht wirklich einfach. In der Bibel steht aber ziemlich viel von solchen Wesen. Johannes, einer der Jünger von Jesus, schrieb eines Tages “glaubt nicht jedem Geist!”1 Was meint er damit? Gibt es am Ende etwa so was, wie Gepenster?

Besonders im Mittelalter wurden viele Erscheinungen, die man sich nicht erklären konnte, als Gespenster gedeutet. Naturwissenschaftliche Erkenntnisse erklären heutzutage quasi alles als natürliche Prozesse. Es gibt es keine naturwissenschaftlich-empirischen Beweise für die Existenz von Gespenstern. Dies liegt allerdings im Forschungsobjekt dieser Wissenschaften begründet. Das Wort Geist oder Gespenst deutet schon auf etwas unsichtbares, außerhalb unserer materiellen Realität existentes hin und verweist somit in den Bereich des zu Glaubenden und nicht des Messbaren und Begreifbaren.

Ein echtes Dilemma.

Jeder Christ stößt irgendwann auf dieses unlösbare Dilemma. Auf der einen Seite sagen uns alle naturwissenschaftlichen Ergebnisse, dass wir keine Beweise für Geister haben. Auf der anderen Seite wird in der Bibel über 4.500 mal vom Geist Gottes bzw. vom Heiligen Geist gesprochen.

Zu dieser Problematik kommt hinzu, dass es in allen Kulturen Vorstellungen von Geistern gibt. Diese Vorstellungen sind auch heute in Büchern, Computerspielen und Filmen sehr lebendig. Wer bei Netflix regelmäßig aktiv ist, kennt unterschiedlichste Bilder und Gedanken über Geisteswesen. Ein Blick in die Berichte der Bibel gibt uns aber Aufschluss darüber, was mit den „Geistern“ gemeint ist:

Es geht eben nicht um unsichtbare Monster!

Die Rede ist auch nicht von Wesen, die hinter jedem Busch lauern und Menschen unkontrolliert befallen können. Es geht vielmehr um unsichtbare Realitäten, die wir zum Teil sehr deutlich, zum Teil aber auch eher undeutlich wahrnehmen. Manche dieser unsichtbaren Realitäten können wir durchaus wissenschaftlich beschreiben, beispielsweise die Schwerkraft oder Fliehkräfte. Andere dieser Realitäten sprengen unsere Vorstellungskraft, sie können wir nur im Glauben erfassen.

Der heilige Geist ist kaum beschreibbar.

Wenn wir ehrlich sind, können wir nur mit viel Mühe und mit großen Unsicherheiten begreifen, was mit einem „Geist“ in der Bibel gemeint ist. Die Beschreibungen sind sehr vielfältig und unterschiedlich. Der Geist wird im Alten Testament auf hebräisch als „Ruach“ bezeichnet. Dieses Wort steht für einen Lufthauch, Wind oder auch den Atem. Wilfrid Härle beschreibt in seiner Dogmatik,2 dass dadurch schon drei Elemente angezeigt werden, die für ein Verständnis vom Geist hilfreich sind:

  1. „Ruach“ ist etwas Dynamisches, in Bewegung und vermag Anderes zu bewegen.
  2. Der Geist ist lebendig, in Genesis 2,7 wird der Mensch durch den „Ruach“ belebt.
  3. Als „Ruach“ ist der Geist fähig, alles zu durchdringen, so ist durch ihn die Gegenwart Gottes überall möglich.

Diese Überlegungen sind natürlich nicht allumfassend. Hunderte, nein tausende Denker haben über die Jahre des Christentums noch viel mehr geschrieben. Der Kern wird aber deutlich:

Geist meint die besondere Art einer Gegenwart der unsichtbaren Welt in unserer Welt.

Wie stellen wir uns den Heiligen Geist nun vor?

Der Heilige Geist ist „personal“

Der Heilige Geist ist nicht nur „Kraft“, „Zustand“ oder „Ding“. Wir können ihn nicht kontrollieren oder benutzen. Er begegnet uns als Gegenüber, personal, in uns.3

Der Heilige Geist ist Gott

Der Geist ist kein untergeordnetes Geschöpf, kein Engel oder nur Vertreter Gottes. Er ist Gott! Die Begriffe Geist und Gott werden im NT austauschbar gebraucht . Er ist allmächtig , überall und weiß alles . Vergleiche der Trinität mit drei Zuständen von H2O, einem dreiblättrigen Kleeblatt oder einem Ei mit Schale, Eiklar und Dotter sind interessant und hilfreich, sie sind aber definitiv nur Vergleiche. Der Geist ist nicht wie etwas. Er ist Gott, der Gott, den wir immer nur als Stückwerk erkennen .4

Der Heilige Geist wohnt in uns

Der Geist ist nicht nur zu bestimmten Zeiten in uns. Seine Anwesenheit in unserem Leben hängt nicht an unserer eigenen seelischen, geistigen oder körperlichen Verfassung. So bezeichnet Paulus unsere Körper als Tempel des Heiligen Geistes5

Der Heilige Geist hat eigene Wünsche und einen eigenen Willen

Er teilt Gaben zu, „wie er will.“6 Gott hat die volle Kontrolle über sein Handeln, der Geist auch. Er wird nicht durch uns beeinflusst oder gesteuert, er steht nicht zu unserer Verfügbarkeit.

Es geht um Beziehung, nicht um den Gehirn!

Mir ist vollkommen bewusst, dass dieser Beitrag einer der anspruchsvolleren auf dieser Seite ist. Den ursprünglichen Artikel habe ich vor längerer Zeit schon auf meinem eigenen Blog veröffentlicht, nachdem er für einen Jugendkatechismus formuliert war, der aktuell im Werden ist. Wenn du mehr wissen möchtest, komm in den kommenden Wochen bei unserem Alltagschrist-FSK18 vorbei, dem Kreis für junge Erwachsene zwischen 18 und 28 Jahren. Nach den einzelnen Abenden werden die Inhalte auch auf dieser Seite hier veröffentlicht werden. Alternativ kannst du dir auch die Reihe zum Heiligen Geist auf meinem Blog ansehen. Am Ende ergibt sich vielleicht ein Bild, welches dir hilft, diese göttliche Realität zu begreifen.

Wichtig ist mir aber am Ende besonders ein Satz: Es geht um Beziehung zu Gott, nicht um möglichst genaue Vorstellungen in deinem Gehirn. Gott bleibt immer ein Stück weit unverstehbar und unbegreifbar. Manches begreift man erst, wenn man sich auf ihn einlässt, eine Beziehung mit ihm beginnt. Dann öffnen sich, so erfahre ich das immer wieder, Augen in unserem Inneren, durch die manches Komplizierte plötzlich sehr logisch erscheint…

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